Geschichte hautnah: Tag des offenen Denkmals in der Oberlausitz

An jedem zweiten Septembersonntag im Jahr öffnet sich am Tag des offenen Denkmals eine sehr spezielle Tür in die Vergangenheit. Am 8. September 2024 hast du die einzigartige Gelegenheit, Denkmäler und Museen zu besichtigen, die sonst oft verschlossen bleiben. Besonders spannend wird es im Herzen des sorbischen Siedlungsgebiets, in der Ober- und Niederlausitz. Dort, wo Tradition und Geschichte eng miteinander verwoben sind, warten zahlreiche besonders geschützte historische Orte darauf, von dir erkundet zu werden. Welche Denkmäler in der Oberlausitz ihre Tore öffnen, erfährst du in diesem Artikel.

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."
Das Sorbische Museum in Bautzen (Bild: Sorbisches Museum)

Denkmäler erleben und erhalten

Als deutschlandweites Event gibt dir der Tag des offenen Denkmals die Möglichkeit, Kultur und Geschichte hautnah zu erleben. Der Tag macht sichtbar, was sonst oft übersehen wird: die Geschichten, Traditionen und Handwerkskünste, die in diesen Denkmälern stecken. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher nutzen diesen Tag im ganzen Land, um Einblicke zu gewinnen, die es sonst nicht so häufig gibt.

Denkmäler und Museen in der Oberlausitz

In der Oberlausitz kannst du am Tag des offenen Denkmals im sorbischen Siedlungsgebiet einiges erleben. Wir haben dir eine Auswahl zusammengestellt – und du entscheidest, welchen Ort du besichtigen willst:

Bautzen / Budyšin

Sorbisches Museum

Das sorbische Museum in Bautzen / Budyšin lädt am Tag des offenen Denkmals dazu ein, die sorbische Geschichte und Kultur näher kennenzulernen. In der Dauerausstellung kannst du dich in einem Rundgang über die Kulturgeschichte der Sorben vom Mittelalter bis in die Gegenwart informieren. Außerdem erwartet dich die Sonderausstellung ‚Zwischen Holzbaukunst und industriellem Bauen‘ über das Wirken des Bauingenieurs Eberhard Deutschmann / Dučman.

Am Tag des offenen Denkmals stellt das Sorbische Museum im Kabinett außerdem das Schülerprojekt des Gymnasiums in Bautzen / Budyšin „Bauen und Leben in der Stadt der Zukunft“ aus. Zudem finden an diesem Tag stündliche Führungen durch die Dauer- und Sonderausstellung statt. Kinder können im Kabinett zum Thema „Stadt der Zukunft“ kreativ werden.

Ausstellung zur Bau- und Wohnweise der Sorben (Bild: Sorbisches Museum)

Gedenkstätte Bautzen

Wenig erheiternd, aber wichtige Monumente der Zeitgeschichte: die früheren Gefängnisse Bautzen I und Bautzen II. Sie wurden während des nationalsozialistischen Regimes, der sowjetischen Besatzung und während der SED-Diktatur benutzt, um politische Gegner auszuschalten. Heute ist das ehemalige Gefängnis II eine Gedenkstätte. Du kannst vor Ort das Zellenhaus, die Freihöfe sowie zwei Gefangenentransporter sehen und ihre beklemmende Atmosphäre auf dich wirken lassen. Dauerausstellungen geben darüber hinaus Aufschluss über das Leben der Gefangenen, ihre Haft- und Arbeitsbedingungen.

Einzelfreihöfe (Foto: Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Bautzen)

 

Kreba-Neudorf / Chrjebja-Nowa Wjes

Schrotholz-Scheune

Die Gemeinde Kreba-Neudorf / Chrjebja-Nowa Wjes im Landkreis Görlitz / Zhorjelc lädt am Tag des offenen Denkmals in die Schrotholz-Scheune ein. Sie entstand Ende des 17. Jahrhunderts als dreizonige Blockscheune. 2018 wurde die Scheune denkmalgerecht saniert. Seither erinnert sie an die in der Lausitz / Łužica typische Technik des Schrotholz-Bauens, bei der Holzbalken grob mit einer Axt behauen werden.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden Gebäude in der Region der Lausitz / Łužica typischerweise aus Holz errichtet. Das prägte das Bild der sorbischen Dörfer maßgeblich – nicht nur in der Oberlausitz, sondern auch in der brandenburgischen Niederlausitz. Neben der Schrotholzscheune in Kreba-Neudorf / Chrjebja-Nowa Wjes, erinnert im südbrandenburgischen Lieske / Lěska ein Schrotholzhaus an die historische Bauweise.

Gleich in der Nähe der Schrotholz-Scheune befindet sich der Naturerlebnispfad Kreba-Neudorf. Auf mehr als 40 deutsch-sorbischen Schautafeln kannst du dich über die biologische Vielfalt der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft informieren und eine herrliche Aussicht genießen.

Kleinwelka / Mały Wjelkow

Die Schwesternhäuser Kleinwelka

Die Schwesternhäuser Kleinwelka waren im 18. Jahrhundert Arbeits- und Ausbildungsort sowie Wohnstätte der Schwestern. Sie boten darüber hinaus Raum für das geistliche Leben der gesamten Evangelischen Brüdergemeine Kleinwelka. Von Anfang an waren die Schwesternhäuser auch Begegnungsort für Frauen unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft, wurden aber zunächst vor allem von sorbischen Frauen bewohnt, auf- und ausgebaut.

Am Tag des offenen Denkmals gibt es mehrere Führungen, unter anderem auch eine in sorbischer Sprache.

Pulsnitz / Połčnica

Färberhenke

Am Tag des offenen Denkmals kannst du in Pulsnitz / Połčnica Einblick in die komplexe Arbeit der Schwarz- und Buntfärber gewinnen. Die 1887 erbaute Färberhenke ermöglichte Bunt- und Schwarzfärbern, ihre Stoffbahnen über mehrere Geschosse im Innenraum des Gebäudes zum Trocknen aufzuhängen. Am 8. September 2024 kannst du die Färberhenke von 10-16 Uhr besichtigen.

Räckelwitz / Worklecy

Kapelle Maria Mutter Gottes

Die Kapelle Maria Mutter Gottes in Räckelwitz / Worklecy hat Seltenheitswert. Sie wurde im Stil der Beuroner Kunst gestaltet. Weltweit existiert nur noch eine weitere dieser Art: die Mauruskapelle im Kloster Beuron. Am Tag des offenen Denkmals hast du die Gelegenheit, bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch mit Gemeindemitgliedern zu kommen und die Kapelle zu besichtigen. Um 17 Uhr findet außerdem eine 30-minütige Andacht statt.

Hoyerswerda / Wojerecy

Ackerbürgerhaus Lange Straße 1

In der Lange Straße 1 in Hoyerswerda / Wojerecy kannst du die Geschichte des Schuhmacher-Handwerks erkunden. In einem zweigeschossigen Wohnhaus kannst du eine Museumswerkstatt der Hans Sachs GmbH besichtigen. Seit 1983 dient das Gebäude als Vereinshaus des Kulturbunds e. V. Hoyerswerda, der regelmäßig aktuelle Veranstaltungen anbietet.

Einblicke in das Handwerk der Schuhmacher vor Ort in Hoyerswerda / Wojerecy (Bild: Paula Strobel, Kulturbund e.V. Hoyerswerda)

Unweit der Lange Straße, auf dem Marktplatz in Hoyerswerda / Wojerecy, kannst du außerdem dem sogenannten Sorbenbrunnen einen Besuch abstatten. Auf der Säule ist ein Paar in sorbischer Bauerntracht zu sehen – ein Symbol für die enge Verbindung Hoyerswerdas / Wojerecy zur sorbischen Sprache und Kultur. Der Brunnen verdeutlicht , dass das Volk der Sorben seit vielen Jahrhunderten die Ober- und Niederlausitz prägen.

Wir wünschen dir viel Freude beim Erkunden der Denkmäler und Museen in der Oberlausitz!

Passend dazu haben wir für dich fünf Sorbisch-Vokabeln, die du am Tag des offenen Denkmals verwenden kannst:

  • Museum – muzej
  • Eintritt – zastup
  • Kapelle – kapałka
  • Rundgang – wobchodźenje
  • Denkmal – pomnik
alle Beiträge laden

Gibt es denn etwas, das du dir für die sorbische Sprache wünschen würdest?

Ich würde mir wünschen, dass die Sprache nicht verloren geht. Manchmal macht es mich echt nachdenklich, wenn drei Freunde, die eigentlich alle Sorbisch können, nur noch Deutsch miteinander sprechen.
DJ Madstep
zum interview