„Sorbisch? Na klar.“ beim Firmenjubiläum von M-PT

Gegründet von Michael Matjeschk, feierte das Oberlausitzer Unternehmen M-PT (MatjeschkPowerTools) im Mai 2024 sein 30-jähriges Firmenjubiläum. Bis heute ist der Betrieb in Zerna / Sernjany ansässig, einem Ort, der einen engen Bezug zu sorbischen Traditionen, wie beispielsweise dem Maibaumwerfen, aufweist. Im Produktportfolio der Firma stehen vor allem Drehmoment- und Hydraulikschrauber, die speziell nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden gefertigt werden.  

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."

Mittlerweile existiert der Familienbetrieb bereits in zweiter Generation, wobei die Geschäftsführung noch aus einer Doppelspitze besteht: Bis zur gänzlichen Übergabe der Firmenleitung teilen sich Michael Matjeschk und seine Tochter Carmen Hebestreit den Posten des Geschäftsführers.  

M-PT-Doppelspitze: Carmen Hebestreit und Michael Matjeschk (Bild: M-PT)

Zur Unternehmensgründung 

Im Jahr 1994 gründete der studierte Diplomingenieur Michael Matjeschk die Firma M-PT – damals noch in der hauseigenen Garage in Zerna / Sernjany. Steigende Auftragszahlen und der Bedarf an neuen, qualifizierten Mitarbeitenden führten dazu, dass sich das Familienunternehmen räumlich vergrößern musste. „2010 haben wir am Sägewerk in Zerna / Sernjany ein Objekt gekauft, das dann zwar noch im selben Ort, aber nicht mehr auf dem Privatgrundstück ist“, erinnert sich Geschäftsführerin Carmen Hebestreit.  

M-PT Gründer und Namensgeber Michael Matjeschk (Foto: M-PT)

Während das Unternehmen zu dieser Zeit lediglich fünf Mitarbeitende beschäftigte, arbeiten inzwischen mehr als 30 Fachkräfte bei M-PT. Grund hierfür ist vor allem die fortschreitende Digitalisierung, die die Schraubtechnik maßgeblich beeinflusst. „Der Fortschritt ist enorm groß. Es geht häufig auch um die Arbeit mit Softwaresystemen. Der Optimalfall wäre, dass der Werker oder die Werkerin am Computer nur noch einstellen muss, um welche Schraube es sich handelt und mit wie viel Drehmoment geschraubt werden soll.“ Dies sei nicht als Abkehr von klassischem Handwerk zu verstehen, da allein die Reparatur, Wartung und Kalibrierung der Schrauben ein hohes technisches Knowhow voraussetzten, so Carmen Hebestreit 

M-PT Schrauber auf Tisch
M-PT Schrauber (Foto: M-PT)

Zur praktischen Anwendung kommen die Schrauber von M-PT beispielsweise auf Baustellen. „Unter anderem beim Auf- und Abbau von klassischen Turmdrehkränen, wie man sie von Baustellen kennt.“  Vor allem dort sei es besonders wichtig, dass die Drehmomente akkurat eingehalten würden. Sonst könnten sich im schlimmsten Fall Schrauben lösen, betont Carmen Hebestreit.  

Eine feinfühlige Entscheidung: M-PT und das Sorbische 

Für Carmen Hebestreit spielt das Sorbische eine zentrale Rolle in ihrem Alltag. Für ihre Eltern ist sorbisch ihre Muttersprache. Von Kindesbeinen an verinnerlichte die Geschäftsführerin so die sorbische Sprache und Kultur. „Ich gebe das auch ganz bewusst an meine Kinder weiter. Sie besuchen eine sorbische Kita und eine sorbische Schule. Unsere Alltagssprache ist einfach Sorbisch.“  

Carmen Hebestreits Töchter in Tracht (Bild: M-PT)

Bei M-PT spielte die sorbische Sprache anfangs kaum eine Rolle, da die meisten Mitarbeitenden deutschsprachig waren. „So wurde vom ersten Tag an Deutsch gesprochen“, erinnert sich Carmen Hebestreit. Durch das stetige Firmenwachstum kamen mehr und mehr sorbische Mitarbeitende hinzu, sodass mehr Sorbisch gesprochen wurde. Dennoch ist Sorbisch nicht die dominierende Sprache in der Firma. „Natürlich kann man sich zwischendurch auf Sorbisch austauschen. Uns ist nur wichtig, dass alle am Gespräch teilnehmen können und deutschsprachige Mitarbeiter nicht ausgeschlossen werden.“  

Erst vor zwei Wochen ist Carmen Hebestreit mit zwei sorbischen Kollegen auf Geschäftsreise gewesen. „Wir haben im Auto die ganze Zeit Sorbisch gesprochen. Für mich ist es wichtig, feinfühlig zu entscheiden, wann es sich anbietet, die sorbisch zu sprechen .“  

Auch beim 30-jährigen Firmenjubiläum spielte das Sorbische eine große Rolle. Da die Festveranstaltung als Fortführung des ‚Sorbischen Symposiums‘ bei TDDK (TD Deutsche Klimakompressor GmbH) angelegt wurde, fanden unter anderem die Begrüßung, zahlreiche Vorträge und die Haussegnung auf Sorbisch und Deutsch statt. Eine sorbische Band sorgte außerdem für musikalische Begleitung.  

Die erweiterte Produktionsstätte zeigt ebenfalls den engen Bezug der Firma zur sorbischen Sprache. Alle Türen wurden im Zuge der Renovierung mit dreisprachigen Beschriftungen versehen: sorbisch, deutsch und englisch.  

 Dreisprachige Beschriftungen an den Türen der neuen Produktionsstätte (Bild: M-PT)

Familienunternehmen mit Doppelspitze: Carmen Hebestreit und ihr Vater Michael Matjeschk 

Wie in einem Familienunternehmen üblich, wuchs Carmen Hebestreit im Umfeld der Firma auf. Davon geprägt studierte sie nach dem Abitur Maschinenbau in Dresden. Ihre Diplomarbeit stand ganz im Zeichen von M-PT: „Ich habe mich zu der Zeit sehr für das Thema Qualitätsmanagement interessiert und für die Firma im Rahmen meiner Diplomarbeit ein Qualitätsmanagement-System entwickelt.“  

Geschäftsführerin Carmen Hebestreit (Bild: M-PT)

Nach erfolgreichem Studienabschluss entschied sie sich, im Unternehmen zu bleiben. Sie startete im Kalibrierlabor und verfolgte ihren Weg über den Bereich Reparatur, in dem sie Aufträge bearbeitete und Angebote schrieb, bis zum Marketing, in dem sie sich etwa dem Relaunch der Unternehmenshomepage widmete. Bis 2023 arbeitete sie zudem als Vertriebsleiterin und beriet Kunden.   

Da M-PT bei der Herstellung der Drehmoment- und Hydraulikschrauber eng mit der kanadischen Firma RAD Torque Systems zusammenarbeitet, übernahm Carmen Hebestreit früh die Kommunikation zwischen beiden Unternehmen. „Damals ging es vor allem um das ganzheitliche technische Englisch, um Themen wie Bedienungsanleitungen, Stücklisten oder Ersatzteilzeichnungen“, erinnert sie sich. 2021 stieg sie in die Geschäftsführung von M-PT mit ein. Noch teilt sie sich die Position mit ihrem Vater, Michael Matjeschk. Langfristig soll sie die Leitung der Firma gänzlich übernehmen.  

Geschult in die Zukunft 

Das 30-jährige Firmenjubiläum im Mai 2024 stand ganz im Zeichen der Eröffnung und Erstbesichtigung der erweiterten Produktionsstätte. Dazu gehört ein großes Schulungszentrum, in dem bis zu 25 Personen die Schraubtechnik theoretisch und praktisch erlernen können. 

Feierliche Inbetriebnahme der erweiterten Produktionsstätte (Bild: M-PT)

Höhenverstellbare Schreibtische und lichtdurchflutete Büros sorgen künftig dafür, dass die Belegschaft bei M-PT in einem guten Umfeld arbeiten kann. „Die Menschen sollen gern zu Arbeit kommen. Das ist unser Ansporn.“  

Unsere Vokabelliste zum Thema 

Schraube –  šrub 

Bohrer –  njeboz 

Firmenjubiläum –  firmowy jubilej 

Werkstatt –  dźěłarnja 

Geschäftsführer / Geschäftsführerin –  jednaćel / jednaćelka 

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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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